Rückkehr zu Riten und Gebräuchen im Einklang mit der Natur
Als Kind hörte ich ein Hörspiel über Atlantis – das hat sich bis heute eingeprägt: „Atlantis wird untergehen“. Damals verstand ich gar nicht, dass dieses Land nicht existierte oder ein Mythos war.
Seit vielen Jahren zieht es mich nach Avalon – zu den Sagen und Mythen um König Artus und Lanzelot. Ebenso haben wir als Kinder die „Nibelungensage“ verschlungen. Die alte Ausgabe um Siegfried, Kriemhild und Brunhilde habe ich im Sommer erworben. Haben mich die Sagen als Kind fasziniert, setz ich mich erst jetzt so wirklich damit auseinander.
Wir hatten Bücher über die Riten von Indianervölkern. Ich erinnere mich an ein Ritual, was auf einem Foto festgehalten wurde. Da wurde den jungen im pubertären Alter mit Fischgräten die Haut aufgeritzt, damit sie ihre Männlichkeit beweisen, den Schmerz zu ertragen. Der Forschungsreisende Erich Wustmann war einer derjenigen Autoren, der dies in seinen Büchern festgehalten hat. In Bad Schandau wurde ihm mit dem Erich-Wustmann-Museum ein Denkmal gesetzt.
Stonehenge hat auf mich eine magische Anziehungskraft wie Irland, aber auch Hawai und Mexiko.
In diesem Jahr kam ich mehrfach auf das Thema Schamanen. Einmal durch den Kinofilm: „Eine größere Welt“, der mich sehr bewegt hat. In dem wird gezeigt, was oftmals schon in anderen Zusammenhängen berichtet wurde, das die Seelen der Verstorbenen Kontakt halten und suchen. Der Film beruht auf dem autobiografischen Buch von Corine Sombrun: „Mein Leben mit den Schamanen“. Sie erhält einen Auftrag und fliegt, um sich vom Tod ihres Mannes abzulenken, in die Mongolei, um die Riten und Gebräuche der Schamanen als Tonaufnahmen festzuhalten. Bei einer Zeremonie wird sie – ausgelöst durch die schamanischen Trommelklänge – in Trance versetzt und fällt in Ohnmacht. Die mongolische Schamanin erklärt ihr, dass sie die Gabe hat, Schamanin zu werden und sie Corinne ausbilden kann…
Genau genommen gibt es schon immer in jedem Teil unserer Erde Schamanen: in Nordamerika wie in Afrika, Europa, Asien oder in Australien. Doch oft waren es die Ureinwohner, die von der Kirche verfolgt wurden und ihre Traditionen nicht ausüben durften. Deshalb gerieten diese Riten bei den meisten Menschen in Vergessenheit. Allerdings bewahrte sich immer ein kleiner Kern diese Traditionen, so dass diese weitergegeben werden konnten.
Ich gehe davon aus, dass die Kirche Angst hatte vor dem Einfluss dieser an Erfahrungen weisen Menschen. Die Macht, die damit auf die Menschen manipulativ ausgeübt wurde, hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Inzwischen ist eine Rückbesinnung zu erkennen. Ich war nie kirchlich, aber ich habe immer geglaubt, dass es noch etwas anderes gibt. Das zu negieren, ist nicht mehr länger möglich. Es gibt zu viele Tatsachen und Verbindungen, die sich in diesem Jahr eindeutig gezeigt haben.
Im Herbst sah ich die Reportage von Lars Koehne, Schamane und Heiler über „Die Prophezeiung der Quéros“, die er im März drehte, dann allerdings leider die Dreharbeiten abbrechen musste aufgrund der „Pandemie“ den unmittelbaren Nachfahren der Inkas in Peru. Sie leben zurück gezogen im Einklang mit der Natur in den Bergen der Anden.
Ivan Alcca Galdos lud Lars Koehne ein, einen Film über die Quéros zu drehen. Öffentlich dürfen die Quéros ihre Schamanischen und traditionellen Riten nicht nachgehen. Das ist in Peru untersagt. Doch es ist spannend für mich, dies zu sehen. Denn in einer Zeit, da die Menschen in Europa sich mehr auf ihre Wurzeln besinnen, die Kraft der Natur, die in ihnen liegt, ihre Intuition und somit ihr Urvertrauen.
Wir können nicht beweisen, dass es unmöglich ist, Kontakt mit den Seelen der Verstorbenen aufzunehmen. Aber es wurde uns immer suggeriert, dass Schamanismus teuflisch ist. Doch warum sollte es das nicht sein? Wo keiner genau weiß, was sich im Unterbewusstsein eines jeden Menschen abspielt. Dazu habe ich heute erst eine wunderbare Arte-Doku „Das Rätsel unseres Bewusstseins“ gesehen.
Ich landete bei Alicia Kusumitra – geweihte Mayapriesterin – mit ihrem kostbaren Wissen der Maya, welches sie u. a. über Zeit des Wandels TV weitergibt.
Jetzt steht der kürzeste Tag des Jahres, der magische 21.12.2020 – die Wintersonnenwende – bevor. In diesem Jahr stehen sich Jupiter und Saturn – von der Erde aus gesehen – so nah beieinander, dass sie als ein Doppelstern wahrnehmbar sind. Es ist der Tag des Wandelns und des Wandels in diesem Jahr. Den Blick am frühen Abend nach Südwesten gerichtet, werden wir diese Konjunktion erleben.
Während meiner Pflanzenkundeausbildung habe ich eine Schamanin kennengelernt, konnte damals aber nichts damit anfangen. Da in meinem Unterbewusstsein etwas abgespeichert war, dass dies zu dem Zeitpunkt noch ablehnte. Doch wir haben vergessen, dass wir die 12 Rauhnächte feiern, die zu unseren ursprünglichen Riten gehören. Ebenso die anderen Jahreskreisfeste, die durch die Kirche verdrängt wurden und europaweit gefeiert wurden. Es ist kein heidnischer Kult. Mit diesen Festen feierten die Menschen ihre Verbundenheit im Einklang mit der Natur, den Jahreszeiten, Gesetzmäßigkeiten.
Zu den Jahreskreisfesten im Sommer schreibt auch Sonja Sacher in ihrem Buch „Von Heilpflanzen und Seelentröstern…“ Unter anderem erwähnt sie auch den Beifuß, der so eine wichtige Rolle in der Heilpflanzenwelt einnimmt. Jetzt zu Weihnachten ist wieder die Zeit, den Gänsebraten mit Beifuß bekömmlicher zuzubereiten. Ich habe aus Kokosöl und Beifußsamen einen veganen, schmackhaften Aufstrich zubereitet – als Gänseschmalzersatz -.
Bei den Kelten war Samhain Silvester, der Jahresbeginn, also vom 31. Oktober auf den 1. November. Halloween, was ebenfalls am 31. Oktober gefeiert wird, ist ein keltisches Relikt aus Irland, was die irischen Einwanderer nach Amerika brachten und seit den 1990ern wieder nach Europa zurückkehrte.
- Samhain (=Allerheiligen), 1. November, Jahresbeginn der Kelten und Beginn des Winterhalbjahres
- Imbolc (=Lichtmeß), 2. Februar, „Geburt des Lichts“, „Lichtbrauchnacht“
- Beltane (=Walpurgis), 1. Mai, Beginn des Sommerhalbjahres
- Lugnasad (= Maria Himmelfahrt), 1. August, „Hochzeit des Lichts“
- Sommersonnwende, 21. Juni
- Wintersonnwende, 21. Dezember
- Frühjahrstagundnachtgleiche, 21. März
- Herbsttagundnachtgleiche, 21. September
Die Jahreskreisfeste standen in engen Zusammenhang mit Sonne und Mond. Immer wieder stellt sich mir die Frage: Warum wurden gerade in Deutschland die Sonne weiblich und der Mond männlich? Wobei doch unverkennbar ist, dass die Frauen, ebenso wie Ebbe und Flut mit dem Mondzyklus verbunden sind. Die Naturgesetze können die Menschen nicht aushebeln. Doch andererseits ist Naturgesetzmäßigkeit nicht immer in Worten zu beschreiben und zu fassen. In den Romanischen Sprachen ist Mond weiblich und Sonne männlich außer im Deutschen. Doch in vielen Kulturen existieren weibliche und männliche Mond- und Sonnengötter. Dann ist wohl die Akzeptanz, dass jedes Wesen männliche und weibliche Eigenschaften vereint, die beste Erkenntnis.
Ein Zurück zum natürlichen Rhythmus, dem der Mensch unterliegt, wird jetzt essentiell. Der Mensch in Verbindung mit der Natur bildet eine Einheit – das ist die Ganzheitlichkeit. Deshalb werden die Zeichen in der Natur wieder wichtiger.
Ich beobachte die Krähen, die hier in der Umgebung Futter suchen. Sie sammeln sich mit der Abenddämmerung, bis die Sonne langsam am Horizont verschwindet und fliegen anschließend in Richtung Stadtmitte.
Maren Martini
Dresden, 20. Dezember 2020