Ist Polygamie wirklich verwerflich oder ein natürliches Bedürfnis?

Wie zeitgemäß ist Monogamie, und warum ist Bigamie/Polygamie in unserer Gesellschaft verpönt?

Wie zeitgemäß ist Monogamie, und warum ist Bigamie/Polygamie in unserer Gesellschaft verpönt?

 

Fremdgehen und Prostitution sind erlaubt, aber Liebe zu mehr als einem Menschen (und es geht hier nicht nur um Sex, was die meisten damit verbinden) ist verwerflich? Das ist absurd und für mich nicht nachvollziehbar. Liebe ist etwas Besonderes, einzigartiges und in seiner Vielfalt unbeschreibliches.

 

Schon immer sind mir Menschen begegnet, die entweder heimlich oder offen fremd gehen. Manche nur mit Worten und Bildern, andere mit körperlichen Taten. Und seien wir ehrlich: Filme oder Bilder sind einfach nicht dasselbe, wie auch nicht jemand Fremdes. Sondern mit dem Menschen, den man liebt, vertraut ist und nah, sich körperlich zu vereinen, ist das höchste Glück!

Auch ich wurde durch diese Formen des nicht miteinander kommunizieren Könnens hintergangen und verletzt. Statt  offen darüber zu reden und zu fragen, seine Sichtweisen zu schildern, verschweigen die meisten Menschen ihre Bedürfnisse, und das aus Angst vor der Reaktion. Doch dann ist es auch keine vertrauensvolle Partnerschaft, in der man offen über alles sprechen kann. Was hat man zu verlieren? Nichts. Man gewinnt dabei. Denn die Erkenntnis, was der andere mag oder nicht und ob es einen gemeinsamen Weg dafür gibt oder nicht, ist doch für eine Partnerschaft auf Augenhöhe von enormer Bedeutung. Eine starke Verbindung zu einem geliebten Partner hält das aus. Da bin ich mir ganz sicher. Denn nur dann ist es der/die Richtige, wenn man mit ihr/ihm alles bereden und im besten Fall teilen kann! 

Es gibt Annoncen, wo glücklich und tolerant verheiratete Männer Konkubinen suchen. 

„…jedoch würde ich mir zuweilen den einen oder anderen bunt markierten „privaten Termin“ in meinem Kalender wünschen. Hierfür suche ich eine sympathische, lebenslustige, neugierige und unkompliziert vergnügliche Konkubine mit Esprit und Leidenschaft zur Gründung einer nichteingetragenen Lustgemeinschaft.“ 

oder 

„Als gebundener Dresdner (49) möchte ich eine einzige eben solche (oder Single-)Dresdnerin für regelmäßige schöne Zeiten als Ergänzung zu unserer anderer Leben finden: Mal ’ne Stunde kuscheln, mal ein (halber) Wellnesstag, mal früh zusammen aufwachen und nochmal entspannen. Falls Du schlank, intellektuell und qualmfrei bist, stimmen wichtige Dinge mit mir überein. Alles weitere persönlich. Wann treffen wir uns zu einem Kaffee, oder telefonieren:)?“

Immer diese Kaffeesüchtigen! 🙂

 

Frauen suchen scheinbar weniger offiziell. Sie gehen auch fremd und hintergehen ihre Männer und Familien – heimlich, im Verborgenen. Es unterscheidet sich eben – genau, wie es in der Natur der Männer und Frauen ist. Sie sind und bleiben verschieden! Auch hier sind Akzeptanz und Toleranz das A und O. Nehmt es als gegeben hin, dass ihr euch nicht ändern könnt und werdet. Jeder ist im tiefsten Inneren von klein auf ein eigenständiges Individuum und so wie er ist, liebenswert!

 

Selten gibt es die Offenheit, sich dem Gefühl hinzugeben, dass es natürlich ist, mehrere Menschen kennen und lieben zu dürfen. Die wenigsten können darüber reden. So belügen sie sich selbst, ihr Umfeld und leugnen somit ihre Gefühle. 

 

Hemmschwellen dabei sind an erster Stelle natürlich 

 

  • „Diese Gesellschaft“ – denn Bigamie ist nach dem Gesetz verboten! „Die Doppelehe ist nach § 1306 BGB, Bürgerliches Gesetzbuch verboten!“  Da können wir schon gar nicht über Polygamie sprechen. Ehe ja, aber monogam. Doch, warum haben dann so viele Menschen Affären und fühlen sich zu anderen hingezogen, und was ist daran so verwerflich, außer, dass es uns über Generationen, von Kindheit an, anerzogen wurde? Der Einfluss der Kirche ist hier essentiell und unverkennbar. 
  • Menschen im Umfeld – Was denken und sagen sie, wenn ich etwas tue, was nicht im Kontext mit dem steht, was die Gesellschaft vorgibt? Bin ich dann verrufener Außenseiter? Werde ich dann noch akzeptiert? Wie viele Menschen sind schon Außenseiter, weil sie anders denken und eine andere Meinung vertreten, die nicht die Mehrheit vertritt?
  • Familie – Wie steh ich da, wenn ich meiner Familie mitteile, dass ich Männer und Frauen liebe, attraktiv finde? Werden sie mich verstehen, tolerieren, akzeptieren oder verstoßen, nicht mehr mit mir reden?
  • Partner – Was sagt der Partner, ob Ehe- oder Lebenspartner, wenn ich ihm das offenbare, dass ich nicht mehr nur ihn liebe, sondern auch andere Menschen? Verletzt es seine Gefühle, wenn ich ihm/ihr das sage? Obwohl es von großem Vertrauen zeugt, über so ein gesellschaftliches Tabu zu sprechen, bedarf es einer riesigen Portion Mut, sich dem Thema zu widmen, darüber nachzudenken und zu öffnen, zu diskutieren. Sichtweisen aufzuzeigen. Immerhin zeichnet man sich hier durch Ehrlichkeit und Offenheit aus.
  • Kollegen – Was werden Kollegen sagen, wenn man seine polygame Lebensweise offen und in der Öffentlichkeit lebt? Werden sie mich mit anderen Augen sehen oder ist es ihnen egal? Welche Rolle spielt es im Job und wie wirkt sich das aus? Normalerweise sollte es ihnen egal sein, weil Beruf und Privates getrennt voneinander gelebt werden.
  • Doppelmoral: Den/die Partner/in, die Familie belügen und was ist mit dem Gewissen? Haben die Menschen, die ihre Partner hintergehen ein schlechtes Gewissen? Was passiert, wenn man nachts von dem/der Geliebten träumt und vielleicht im Schlaf redet? Doch was ist moralisch und was unmoralisch? Wer legt das fest? Das kann jeder in seinen Grenzen/seiner Partnerschaft selbst festlegen. Dafür sind wir Menschen. Wir haben es selbst in der Hand. Doch dazu müssen die Menschen miteinander reden, offen und tabulos und daran scheitert es oft.

 

Ich bin mittlerweile froh, allein und frei zu leben. Damit ich nicht in diesem Zwiespalt leben muss. Ja, Freiheit ist mit Einsamkeit verbunden. 

 

Wie ein Bekannter einmal zu mir sagte: „Einsamkeit ist der Preis der Freiheit.“

Doch diese überkommt mich nur, wenn ich zuviel darüber nachdenke. Da ich nicht dazu veranlagt bin, trübsinnig in der Vergangenheit zu verweilen, ist es für mich nicht so schwer. Denn die Vorteile des Alleinlebens überwiegen absolut. Doch die meisten Menschen sind einfach zu feige oder bequem sich aus ihrer Situation zu befreien. Letztlich sind sie sich und ihrem Partner gegenüber nicht ehrlich, denn sie leben nicht das selbstbestimmte Leben, was sie könnten. Dabei sind wir Menschen sowieso schon so vielen Zwängen erlegen.

 

Wenn ich in diesem Leben den Mann treffe, der sich offen eingesteht, dass er auch andere Menschen lieben kann und auch mir das zugesteht, aber mich dennoch liebt, dann wünsche ich mir, dass wir heiraten.

Ich will damit sagen, dass manchmal das Wissen und die Offenheit darum, frei entscheiden zu können, einfacher sind, als „Verbote“, die immer einen gewissen Reiz ausüben, gebrochen zu werden. Mein Großvater, Hans Martini, hat etwas sehr Schönes gesagt: „Anschauen ist erlaubt, doch gegessen wird zuhause!“

Andere Menschen begehren, achten, verehren und lieben, ist nicht dasselbe. Denn jede Liebe zu einem Menschen ist anders. Jeder Mensch ist einzigartig und besonders. Deshalb ist die Anziehung so groß, und das ist auch nicht abschätzend oder verrucht, sondern einfach menschlich. Auch deshalb gibt es nicht zwingend nur „DIE EINE LIEBE“ im Leben.

Es gibt auch die platonische Liebe, wo sich beste Freunde in die Frau verlieben und es ihr nie gestehen. Es ist eine Art zu lieben, aber keine erfüllende.

Letztendlich basiert alles auf Liebe, Achtung und Respekt voreinander, und ob ich mich selbst achte und liebe und in den Spiegel sehen und sagen kann: 

 

Das ist mein Leben und ich lebe es, wie ich es möchte!

Also habt Mut und traut euch, eure Gefühle zu offenbaren, geht aus euch heraus und lebt!

 

Zu Zwischenmenschlichkeit habe ich auch schon geschrieben oder manch einer sucht Schutz vor Liebe, um nicht mehr verletzt zu werden!

 

Dresden, 25.07.2020 

Maren Martini