Hallux valgus, auch Ballenzeh genannt – Meine Erfahrungen
Auch ich war und bin Betroffene einer extrem häufigen Art der Großzehenfehlstellung – dem Hallux valgus. Ich würde sagen, es ist eine Zivilisationskrankheit, wie fast alle.
Früher habe ich falsche Schuhe getragen, zu eng, zu spitz, zu groß oder zu klein. Bewusst drauf geachtet habe ich da nicht. Es gab nicht die Auswahl an Schuhwerk wie heute, gefallen mussten sie und oft war ich froh, wenn ich überhaupt welche fand, die mich ansprachen.
Zunächst war es nur optisch, dass der rechte große Zeh nach innen knickte, so dass ich zunächst mit meiner Hausärztin sprach. Sie stellte die Diagnose: Hallux valgus und ich sollte viel Barfußlaufen.
Es begann in den 2000ern, als ich immer häufiger Schmerzen im rechten Großzehengrundgelenk bekam. Barfußlaufen war die beste und einzige Alternative, um das Gelenk mit der Fehlstellung zu entlasten. Aufgebaut hatte es sich über die Jahre, natürlich, so dass ich mir eine Überweisung zum Orthopäden holte. Dieser empfahl aufgrund der Entzündung im Gelenk und der durch Röntgen festgestellten, beginnenden Arthrose, dass es operiert werden müsste.
2009 habe ich eine ambulante Hallux-Operation durchführen lassen und war sechs Wochen außer Gefecht gesetzt. Ich hatte zwei Drähte im Zeh und hinterher auch Schmerzen. Ich musste mir das erste Mal in meinem Leben Thrombosespritzen setzen, was eine interessante Erfahrung war. Es ist möglich, sich selbst in den Bauch zu spritzen.
Nach der OP ging ich eine Zeit lang an Krücken, hatte einen Entlastungsschuh und musste wieder lernen, mein Gleichgewicht zu halten. Ich kaufte mir eine Balancescheibe und trainierte darauf täglich. Physiotherapie bekam ich 2x pro Woche. Die Narbe pflegte ich mit Johanniskrautöl, beruhigt die Nerven und die Wunde heilt schneller ab.
Meine Physiotherapeutin, zu der ich regelmäßig ging, damit der Zeh wieder beweglich würde, stellte mir die Frage, ob ich wüsste, dass eine OP nicht notwendig gewesen wäre? Ich verneinte. Keiner, der Ärzte, bei denen ich mich vorgestellt hatte, hatte mir Alternativen zu einer OP durch Übungen gezeigt oder mir Physiotherapie verschrieben.
Ich war schon immer viel zu Fuß unterwegs. Doch dass auch die Schuhe entsprechend gut und angepasst sein müssen, war mir nicht bewusst. Ab da bekam ich eine bewusstere Körperwahrnehmung. Doch nach der OP war ich einfach froh, die schmerzhafte Entzündung nicht mehr zu haben. Die Beweglichkeit meiner Füße und meine Lebensqualität aufgrund der Schmerzen hatten gelitten.
Inzwischen weiß ich: Wir müssen uns dehnen in jeglicher Hinsicht. Sitzende Tätigkeiten verkürzen nicht nur die Brust-, Arm- Fingermuskeln, sondern auch die Fußmuskulatur vor allem durch falsches – oft Klischee behaftetes – falsches Schuhwerk (gerade im Büro).
Je älter ich werde, umso unwichtiger sind mir Schuhe mit Absätzen geworden. Gerade in den letzten Monaten bin ich in flachen, meist Sportschuhen gelaufen. Da kann ich Kilometer gehen, ohne zu ermüden. Das gelingt mir nicht in Schuhen mit Absätzen. Abgesehen davon, dass Absatzschuhe die Wirbelsäule und somit den gesamten Körper zusammenstauchen, was bis in die Schultern und den Nacken-Kopf-Bereich spürbar ist. Also ganzkörperlich und ganzheitlich betrachtet, gehören Absatzschuhe nicht in ein gesundes Leben.
Des Weiteren trage ich nur noch Schnürschuhe, da ich diese meinem Fuß anpassen kann. Zehentrenner im Sommer sind tabu, dafür Sandalen mit Riemchen und Ferse, ansonsten ist die Verbindung zu Mutter Erde das Barfußlaufen.
11 Jahre später weiß ich: Es gibt Alternativen für eine Hallux-OP, vor allem durch
- Ausgewogene Ernährung ~ basisch, vegetarisch
- Fußgymnastik ~ Schuhe aus unterm Bürotisch und Füße bewegen)
- Angepasstes Schuhwerk ~ bequeme Schnürschuhe
- Pflanzliche Salben mit Beinwell bei Schmerzen
- Tapen bei Schmerzen ~ hat mir in Akutfällen geholfen.
Robert Liebscher von Liebscher und Bracht hat wunderbare Videoübungen zum Hallux valgus, die ich auf meinem: YouTube-Kanal zusammengefasst habe. Es gibt eben für alles eine Lösung, vor allem Prophylaxe und es muss nicht immer gleich eine Operation sein. Jede Narbe hinterlässt auch wieder Spuren und dies kann umgangen werden, indem wir uns informieren und das ist Dank der digitalen Welt um ein Vielfaches einfacher geworden.
Faszienrollen wirken wunderbar unterstützend bei der Schmerztherapie. Die Erkenntnis, dass Faszien so eine wichtige Rolle im Körper spielen, ist Gold wert.
Schmerzen und Operationen müssen nicht immer sein, Körper, Geist und Seele werden es Ihnen danken!
Auch informativ: Füße – ein tragender Teil von uns
©Maren Martini
Dresden, 07. März 2021