Gynäkologie und Vorsorge

Letztens hatte ich einen Vorsorge-Termin bei meinem Gynäkologen. Ich gehe regelmäßig, da es mir wichtig ist, gesund zu bleiben. Ich kann nun einmal nicht in meinen Körper schauen und wir können froh sein, dass es diese Vorsorgeuntersuchungen gibt.

Meiner Ma wurde mit 47 Jahren (das war 1989) die Gebärmutter entfernt. Sie hatte Gebärmutterhalskrebs. Wir wussten es nicht, es wurde nie darüber gesprochen. Die Eierstöcke blieben, was ihr später zum Verhängnis wurde.

Erst vor ein paar Jahren habe ich mir die Befunde schicken lassen, die Gott sei Dank noch vorhanden waren. Für mich persönlich war es einfach wichtig zu wissen, welche Art von Krebs sie hatte.

Denn sie bekam im Juni 2004, in dem Jahr wurde meine jüngste Tochter geboren, die Diagnose Magenkarzinom. Sie wurde operiert, der komplette Magen, Milz sowie in der näheren Umgebung liegende Lymphknoten entfernt. Aus einer Dünndarmschlinge wurde eine Art Magenersatz reproduziert. Sie musste aller zwei bis drei Stunden und nur in kleinen Portionen (Astronautenkost) etwas zu sich nehmen. Eine Chemotherapie lehnte sie ab. Sie war einfach schon ein Hänfling. Wir haben diese Entscheidung akzeptiert. Dafür ließ sie eine Misteltherapie mit regelmäßigen Spritzen über sich ergehen.

2006 hatte sie leider ein Rezidiv, mit – wie mir die Ärztin damals mitteilte – Metastasen in Eierstöcken und Lunge. Da sagte mir die Ärztin, dass es damals schon besser gewesen wäre, die Eierstöcke mit zu entfernen, denn das Magenkarzinom hatte sich auf die Ovarien ausgebreitet. Sie hatte also einen Krukenberg-Tumor.

„Wird bei Frauen ein Tumor an den Eierstöcken, den Ovarien, festgestellt, kann es sich in seltenen Fällen ebenfalls um Magenkrebs handeln: um einen sogenannten Krukenberg-Tumor. Hier haben sich vom Magen ausgehende Krebszellen innerhalb des Bauchraums ausgebreitet und die Ovarien befallen. Es handelt sich deshalb nicht um Eierstockkrebs, sondern um Metastasen eines Magenkarzinoms in den Eierstöcken. „

Quelle: © 2019 Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum 
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Wahnsinn. Das klingt einleuchtend und doch fragt man sich, warum?

Sie hatte mehrere Pleuraergüsse, die punktiert wurden, was sehr unangenehm ist. Ich selbst hatte schon eine Punktion, wenn auch anderer Art. Nur konnte man diese Pleuraergüsse nicht stoppen. 

Doch ohne Punktion bekam sie Atemnot. Sie bildeten sich immer wieder aufgrund des schmarotzenden Tieres, sicher auch der fehlenden Lymphknoten und Milz, die ja auch für Abwehr und den Abtransport von Stoffen zuständig sind. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, die Milz, wenn sie nicht befallen ist, prophylaktisch zu entfernen. Sie ist einfach so wichtig für unser Immunsystem. 

Zur Erklärung, was die Pleura ist:

„Das ist ein spaltförmiger Raum zwischen den beiden Pleurablättern, die zusammen das Brustfell (Rippenfell) bilden – eine feste Bindegewebshülle, die die Lunge umhüllt und den inneren Brustraum auskleidet. Pleurahöhle und Pleurablätter werden zusammen Pleura genannt.“

Sie war in der Uniklinik Dresden auf der Frauenstation, wurde nach Coswig in die Lungenklinik (zur Pleurapunktion) verlegt und von da wieder zurück. Das war im August 2006, zu meinem Geburtstag am 25.08. wurde sie entlassen. Als wir sie nach Hause brachten, hatte sie sogar ein Geschenk für mich – einen weißen Rock. Wo auch immer sie diesen hergezaubert hatte. Das war sehr bewegend in dieser Situtation.

Wir hatten wichtige Gespräche in der Zeit, auch über das Sterben,  u. a. kam heraus, dass sie nicht zur jährlichen Prophylaxe gegangen ist. Ja, ich habe gelitten und meine Kinder waren 2 und 12 Jahre alt. Und einen Satz werde ich nie vergessen: „Du brauchst die Kraft für deine Kinder.“ Was mich heute noch berührt, denn sie war krank und hatte selbst kaum noch Energie. 

Ich wusste, dass sie erneut punktiert werden sollte und musste. Der Hohn ist doch im Leben, dass so vieles unerwartet geschieht. Denn, ich habe noch am Montagabend, dem 28.08.2006, zu ihr gesagt: Wenn etwas ist, soll sie den Notruf wählen. Sie hat den Pflegedienst angerufen mit einer ellenlangen Handynummer…

Auch wenn die Ärztin Herzversagen auf dem Totenschein ausstellte und ihren Tod auf den Abend zuvor datierte, weiß ich doch, dass sie an Atemnot (quasi erstickt) ist. Denn sie sollte am Tag darauf erneut punktiert werden, da sie arge Probleme hatte.

Die Ärztin fragte nicht, wann sie den Pflegedienst angerufen hatte. Ich wusste es. Denn ich wurde am 29.08.2006 gg. 07:00 Uhr angerufen, dass meine Ma verstorben ist und dachte, das wäre ein schlechter Scherz. Am Abend zuvor, da ich sie täglich mit meiner kleinen Tochter besuchte, hatten wir uns mit einem „Bis morgen!“ verabschiedet…

Den Pflegedienst hatte ich in Abstimmung mit meiner Ma noch vor ihrer Entlassung beauftragt. Da ich unmöglich meine Mutter versorgen, arbeiten gehen und mich um die Kinder kümmern konnte.

Es ist vollkommen legitim, dies in professionelle Hände zu übergeben, auch eine Palliativ-Station hatten wir schon in Erwägung gezogen. Es ist eine große Verantwortung, sich um einen Menschen zu kümmern, der – und wir waren darauf eingestellt – ein Pflegefall werden würde. Der Pflegedienst informierte nicht den Arzt, sondern ich. Was ich damals mehr als merkwürdig fand, dass kein Notarzt gerufen wurde, sondern der Pflegedienst den Tod feststellte. Es war mir nicht bewusst, dass Pflegekräfte dazu berechtigt waren. Ich habe meine Tochter in die Kita gebracht, Bescheid gesagt, was passiert war, und dass es später werden wird Dann habe ich meine Tante – die Schwester meiner Mutter – angerufen. Wir sind gemeinsam in die Wohnung, zu der ich einen Schlüssel hatte, gelaufen oder gefahren – das weiß ich nicht mehr.

Es war für mich ein traumatisches Erlebnis. Sie saß auf ihrer Couch in eine Decke eingehuschelt.  Diesen Anblick werde ich nie vergessen. Mit dem Tod bin ich so unmittelbar vorher noch nie in Berührung gekommen. Da ist ein Mensch, den man geliebt hat und er reagiert nicht mehr, ist auf einmal weg, die Seele entwichen. Wir mussten bis mittags auf die Ärztin warten, während wir da so saßen, war ich froh, nicht allein zu sein. Dennoch das alles läuft im Film ab. Es ist irreal. 

Erst heute, nach fast 13 Jahren, kann ich darüber schreiben oder reden, ohne Tränen zu vergießen. Es bewegt mich natürlich immer noch. Ich hatte eine sehr enge Verbindung zu meiner Mutter. Sie war immer für mich da, sie war mir Freundin, Vertraute und Ratgeberin.

Da ich seit einer Woche an einer Studie zur PTBS – Posttraumatische Belastungsstörung – teilnehme, wurde ich auch mit meinem Trauma konfrontiert. Denn seit dem Erlebnis habe ich ein Problem mit Telefonanrufen. Es hat sich gebessert im Laufe der Jahre. Doch die Angst, einen Anruf zu erhalten, dass einem mir nahe stehenden Menschen etwas passiert ist, ist seit dem unterbewusst präsent.

Wobei ich mir angewöhnt habe, dass ich nicht immer erreichbar sein muss und will. Schließlich ist es mein Handy und ich bestimme, wann ich für wen erreichbar bin.

Was ich damit ausdrücken will ist, dass man immer zur Vorsorge gehen sollte und nicht wartet bis es schmerzhaft wird. Der Körper gibt uns, und zwar rechtzeitig, Signale, auf die wir hören sollten.

Ich habe einen tollen Frauenarzt, mit dem ich auch über Ernährung und Pflanzen reden kann als Alternative zu Hormon- oder sonstigen Therapien. Denn letztlich sind wir alle Individuen und man kann nicht einfach mit Hormonen oder anderen Medikamenten experimentieren. Wir sind keine Versuchskaninchen, sondern selbstbestimmte Wesen!

Ich möchte meinen Körper, den ich ganz gut, aber doch nie vollkommen kennen werde, natürlich erhalten, weiter beobachten und so gut ich kann durchs Leben geleiten. Das ist mir wichtig.

Mit Ernährung und entsprechenden pflanzlichen Drogen kann ich sehr gut auch die inzwischen eingetretenen Wechseljahressymptome (das wird ein nächstes Thema) beeinflussen. Wobei ich betonen will, dass ich ausschließlich pflanzliche Drogen meine. Das Wort Droge hat leider eine völlig negative Bedeutung bekommen.

aus französisch drogue → fr „Gewürz, Chemikalie, pharmazeutisches Mittel“ um 1600 entlehnt; Herkunft ist mittelniederdeutsch „drögevate“ wörtlich: „trockene Fässer“, d. h. „Packfässer mit Trockenware“; bald wurde dann wohl „droge“ als Bezeichnung der Ware in diesen Fässern als „Gewürz, Arzneimittel“ verstanden [1]

© Maren Martini, Dresden, 16.07.2019