Menschen kennenlernen in Corona-Zeiten
Hochtrabend formuliert, würde es sich so lesen: Soziale Interaktionen in Zeiten von Dauereinschränkungen menschlicher Bedürfnisse.
Doch können wir Liebe beschränken? Liebe ist überall und umgibt uns, angefangen bei uns selbst. Vor allem ist es wichtig, sich die Sonne im Herzen zu bewahren.
Wie lernen sich Menschen kennen in Zeiten, wo seit März 2020 AHA- und andere Regeln eingehalten werden sollen, sich offiziell nicht zu nahe gekommen werden darf?
Wie kann da Nähe entstehen, Sehnsucht gestillt werden und sich Liebe entwickeln?
Es ist möglich, im realen Leben, ganz ohne Partnervermittlungen, die Statistiken entwickeln, wie oft sich Menschen in elf Minuten verlieben. Hat sich einer von den Registrierten jemals gefragt, wie das wohl errechnet wird? Kann das wirklich möglich sein?
Statistiken habe ich immer bezweifelt. Ich hatte einen Bekannten, der mir oft eine Statistik als Vergleich brachte. Schon vor 25 Jahren habe ich nichts davon gehalten. Meine Intuition stellte immer die Frage: „Wer hat denn mich gefragt?“ Inzwischen habe ich selbst an Umfragen teilgenommen, um zu sehen, was die Marktforschung damit bezwecken will, bzw. ob ich mich da einbringen kann. Konnte ich Anfang der 2000er damit noch etwas Geld dazu verdienen, was als Alleinerziehende eine angenehmer Zusatzverdienst war, ist es für mich inzwischen uninteressant und entspricht nicht mehr mir.
Inzwischen gibt’s unzählige Online-Umfragen. Sie sind Zeitaufwendig und werden nicht gut bezahlt. Wenn ich bedenke, was für Marketing an Geld investiert wird und meine kostbare Zeit wird mit ein paar Cent abgegolten? Da kann es schon vorkommen, dass man das so „mit abarbeitet“, neben Haushalt, Familie etc. Es ist für mich eher ein Zeitvertreib. Dass diese Umfragen dann nicht zu 100% beantwortet, abgebrochen werden oder man selbst keine korrekten Antworten geben kann, ist klar.
Manchmal sind die Fragen zu lang, die Antworten nicht passend, für mobile Telefone ungeeignet, ein „vielleicht“ ist meist als Antwort gar nicht vorhanden. Wenn ich die Wahl habe, entscheide ich mich für die bequemste Antwort, denn es ist ’nur eine Umfrage‘. Doch daraus werden Statistiken gebastelt und auf die wird sich verlassen… Es wird kein Vertrauen in die Menschen gesetzt, sondern in Zahlen.
Was alles in Statistiken beschönigt wird, weiß inzwischen fast jeder. Es benötigt nur ein paar Datenänderungen, Zahlendreher… Statistiken werden manipuliert wie die Menschen, ein Kreislauf, um das Spinnennetz zu erhalten, es zu verbessern. Was schon wieder eine Beleidigung an die Tierwelt ist. Denn Spinnen haben ein ausgeklügeltes System, folgen ihrem Naturgesetz und wollen überleben. Der Mensch will nicht nur überleben, sondern spiegelt durch viele seiner Taten seine ungezügelte Gier nach Macht.
Tigerspinne im Großen Garten Dresden, Juli 2021, ©Maren Martini
Der Mensch hat vieles aus der Natur übernommen und nutzt dies für sich aus. Wobei dies eher einem Missbrauch gleicht. Der Mensch will immer mehr – höher, weiter, schneller. Denn ER ist Gesetz und hat sich über die Natur erhoben. Was daraus geworden ist, sehen wir. Überall sind Spuren der Verwüstung, Zerstörung, Katastrophen. Das, was ihm als Vorbild diente und Nutzen bringen sollte, hat er ins Gegenteil verkehrt.
Es geht mir ums Erinnern, wer wir sind, woher wir kamen und wohin wir wollen. Jeder Einzelne von uns kann etwas in seinem Rahmen bewirken.
Nach dem kurzen Gedankensprung zurück zum Thema…
Ich bin schon ein halbes Jahrhundert auf dieser Erde und ehrlich gesagt, ist es mir ein Rätsel, dass der Mensch als soziales Wesen, sich duckt und nicht aufbegehrt.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen: Begegnet euch UNMASKIERT, mit Achtung und Respekt auf Augenhöhe und dann klappt es auch mit der Liebe. Traut euch, seid mutig. Es lohnt sich. Wahre Begegnungen finden nicht im virtuellen, sondern echten Leben statt. Schenkt den Menschen in eurer Umgebung ein Lächeln, ob jung, ob alt, ist egal. Jeder Mensch braucht Zuwendung. Liebe ist ein Wort, was eine große Bedeutung hat und doch vielfältig möglich ist. Da bedarf es keiner Forschung. Mit jedem Weggefährten verbindet mich etwas und jede Liebe, die ich erfuhr war anders und einzigartig. Keinen von ihnen will ich missen, denn ich habe gelernt, bin daran gewachsen und der Mensch, der ich jetzt bin. Deshalb bin ich dankbar für alle Menschen, denen ich begegnet bin.
Das Internet ist ein nützliches Medium, das durchaus Sinn und Methode hat. Ich schätze durchaus, dass ich Bewerbungen online schreiben und somit Unmengen Papier und Porto sparen kann, dass ich Menschen aus Österreich und der Schweiz kennen lernen durfte, was ohne Internet niemals möglich gewesen wäre, ich in Kontakt und Austausch mit ihnen bleiben kann. Das alles möchte ich nicht missen. Allerdings ersetzt dies keine wahrhafte Begegnung mit ihnen. Ich bin glücklich und dankbar für jede männliche und weibliche Seele, die in mein Leben kam. Mit ihnen bin ich gewachsen und habe von ihnen gelernt. Manche sind kurz, manche von Dauer, manche geben Impulse, andere fragen um Rat. Aus manchen sind Freundschaften entstanden, andere werden immer nur Bekannte sein. Selbst Jobs zu finden, ist online möglich. Wer will, kann selektieren und findet seinen Weg.
Ich habe erfahren, dass nach vier Jahren „flüchtigen Simsens“, eine Begegnung, alles verändern kann. Dies konnte so nur im wirklichen Leben stattfinden. Da spielt es keine Rolle, welche Maßnahmen herrschen oder welche Regeln grad gelten. Wir haben uns unsere eigene Welt für den Moment kreiert. Daraus wird etwas Wunderschönes entstehen, denn alles ist im Fluss. Das ist unser kleines Wunder. Es gilt, dies zu verinnerlichen und zu bewahren. Wir sind unserer Intuition gefolgt. Das ist mein Lebensweg.
Die Liebe ist wie eine Pflanze. Sie sucht sich überall ihren Weg ans Licht.
Was haben wir denn zu verlieren? Sterben werden wir alle auf jeden Fall. Doch sollte sich jeder fragen: „Was will ich hinterlassen?“
Will ich Gesundheit, Freude, Glück, Zufriedenheit und Liebe oder Traurigkeit, Unglück, Unzufriedenheit und Krankheit? Das haben wir in der Hand. Bin ich glücklich und zufrieden im Leben, werden es auch die mich umgebenden Menschen sein. Unzufriedenheit und Unglück sind oftmals selbst erzeugt, vor allem ist es ein Gesellschaftsproblem. Konsumenten werden heran gezogen. Konsum ist nicht natürlich. Er erzeugt nur kurzfristige Befriedigung. Konsum ist bewusste Manipulation und Ablenkung. Wer täglich Werbung schaut, weiß, wovon ich rede. Werbung ist Taktik, Schnäppchen, Schlussverkäufe, Schwarze Freitage etc.
Wie viel von dem, was wir hier in Europa umsetzen, kommt aus Amerika? Statt Fasching wird fast überall Halloween gefeiert. Dabei ist dies eine Irische Tradition, die von den irischen Auswanderern nach Amerika getragen wurde und Anfang der 2000er nach Europa zurück schwappte. Es ist keine wirkliche Tradition in Deutschland und doch wird ein Konsumfest daraus zelebriert. Im August gibt’s Weihnachtsartikel, wobei damit die wenigsten etwas anfangen können. Ich boykottiere schon fast alle Festlichkeiten, weil sie immer nur auf Konsum hinaus laufen. Worum geht es bei den Festen: um Erntedank, um Liebe, um Familie, nicht um große Geschenke, sondern um Beisammensein, Teilen und Freude. Ich schenke gern, aber muss es denn auch da immer größer, mehr und teurer werden? Ist denn Geld wichtiger als Liebe und Zusammensein mit Familie und Freunden?
Konsum und Unzufriedenheit enden oft in Süchten: Nikotin, Drogen, Alkohol, Spiele, auch Serien, selbst Bücher, werden bewusst eingesetzt… Alles mögliche gibt’s in Serienproduktion. Das wird bei Kinder schon herangezogen durch bunte Zeitschriften, Barbies und all den Plastikmüll „Made in China“. Eltern müssen schon sehr konsequent sein, um all dem widerstehen zu können. Auch ich habe meine Erfahrungen und Kämpfe mit meinen Kindern durchstanden. Es war ganz sicher nicht leicht, aber es hat sich gelohnt.
Dabei ist nur eine Frage entscheidend: Was brauchen wir wirklich zum Leben?
Solange wir einen Platz in der Natur haben, der uns beseelt und an dem wir uns erden können, werden wir ein selbst bestimmtes Leben führen und glücklich sein.
Liebe ist überall möglich, aber zunächst müssen wir uns selbst lieben und dann kommt alles andere. Es ist möglich, glücklich zu sein, ohne Internet und Vermittlungen, die mit dem vorgegaukelten Unglück der Menschen, also auf ihre Kosten, Geld verdienen. Das müsste in meinen Augen verboten werden, wie auch Spielotheken und viele andere Ablenkungsmanöver. Sie bringen eines sicher nicht: Liebe, Glück und Zufriedenheit. Wir dürfen durchaus egoistisch sein und uns jeden Tag im Spiegel ansehen und sagen, wie gut wir sind, einzigartig und besonders.
Alte Gedankenmuster dürfen gehen, damit wir die kleinen Wunder wieder sehen, die unmittelbar vor uns entstehen. Liebe ist überall, sie umgibt uns!
©Maren Martini
Dresden, 31. August 2021