Die Bürokratie frisst Deutschland auf

Ist das Ehrenamt in Deutschland am Ende?

Tessin, 22. September 2025



Anfang dieses Jahres erhielt ich einen Anruf vom Pflegeheim, wo meine Tante 2024 nach langem Warten und bürokratischen Hürden in Dresden bis hin zu Nachfragen nach den Einkommensverhältnissen, auf ärztliches Anraten endlich untergebracht werden konnte.

Sie hatten die Unterlagen der Heimbewohner digitalisiert und festgestellt, dass ich als Vorsorgebevollmächtigte nicht berechtigt bin, einen Heimvertrag abzuschließen. Dies hatte ich bereits vergessen, denn in Dresden gab es auch das Problem, doch das AG DD hatte per Beschluss mitgeteilt, dass Vorsorgevollmacht vor Betreuung geht. Meine Tante hatte dies auf eigenen Wunsch ausgeschlossen. Leider war zum Zeitpunkt der Vorsorgevollmachtsausstellung noch nicht absehbar, was dies nach sich ziehen würde.

Diesen Beschluss schickte ich ans Pflegeheim. Dies genügte ihnen nicht. Sie teilten mir mit, dass sie dies vom AG Güstrow prüfen lassen wollten. Gut, dem stimmte ich zu. Im März bekam ich vom AG Güstrow und der Betreuungsbehörde Schreiben, in denen eine Kopie vom Pflegeheim enthalten war, dass sie beantragten, mich als Betreuer für meine Tante zu bestellen. Dies war so nicht abgesprochen.

So nahm alles seinen Lauf. Ich rief die Betreuungsbehörde und das AG an. Erreichte allerdings nicht viel. Ich sandt die Vorsorgevollmacht sowie den Beschluss an die Betreuungsbehörde, denn das Pflegeheim hatte diese beiden wesentlichen Dokumente nicht mitgeschickt.

In der Zwischenzeit musste ich ein Führungszeugnis erbringen sowie eine Auskunft aus dem Schuldnerverzeichnis und beim Hausarzt ein Attest über die derzeitige Geschäftsfähigkeit meiner Tante erbringen. Dies genügte nicht, es wurde noch ein Gutachter beauftragt. Auch in diesen Fällen war ich bereits ehrenamtlich tätig.


Ich bekam mehrere Schreiben und jetzt Mitte September (ein halbes Jahr später) erhielt ich den Betreuerausweis mit dem Aufgabenkreis: „Angelegenheiten bezüglich stationärer Wohneinrichtungen“. Im Endeffekt geht es nur um eine Unterschrift, die bereits geleistet wurde. Es stellt sich doch sofort die Frage: „Was soll denn mit all dem überhaupt erreicht werden?“

Doch damit war es längst nicht getan:
Das Amtsgericht schickte mir eine Broschüre mit, welche Aufgaben ich als Betreuer hätte, ein Formular für einen Anfangsbericht sowie für die Aufstellung eines Vermögensverzeichnisses mit jeweils 4 Seiten zum handschriftlichen Ausfüllen im digitalen Zeitalter. Dabei dachte ich, ich setze mich für meine Tante, wie bereits seit vier Jahren, ein und nun kommt wieder ein Rattenschwanz?

Ich sah diesen Aufwand als unverhältnismäßig zu meinem ehrenamtlichen Aufgabenkreis an und recherchierte einmal mehr. Folgendes fand ich:

§1835 (1) BGB besagt:
„Soweit die Verwaltung des Vermögens des Betreuten zum Aufgabenkreis des Betreuers gehört, hat
er zum Zeitpunkt seiner Bestellung ein Verzeichnis über das Vermögen des Betreuten zu erstellen und
dieses dem Betreuungsgericht mit der Versicherung der Richtigkeit und Vollständigkeit einzureichen.“

Da dies nicht zu meinem Aufgabenkreis gehört, verfasste ich ein Schreiben ans AG Güstrow und teilte der zuständigen Bearbeiterin mit: „Da dies in meinem Fall nicht zutrifft, gehe ich davon aus, dass das vierseitige Vermögensverzeichnis
hinfällig ist.“

Es ist doch ein Unding, welcher bürokratische Aufwand gerade immer wieder im Ehrendamt betrieben und dies somit unattraktiv wird. Dabei sind diese Tätigkeiten wertvoll für beide Seiten. Doch bei diesen hohen Hürden habe ich schon manche ehrenvolle Tätigkeit abgelehnt.

Deutschland geht zugrunde an dieser Bürokratie. Das kann nicht mehr so weiter gehen. Ich habe bereits mehrere Jahre ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen gearbeitet. In Dresden brauchte ich kein Führungszeugnis oder gar einen Auszug aus dem Schuldnerverzeichnis, in Mecklenburg schon.

Von einer Einheitlichkeit in Deutschland können wir nicht sprechen. Es klafft seit Jahrzehnten nicht nur zwischen Ost und West, sondern an allen Ecken und Enden eine große Kluft, die gefühlt immer größer wird, in allen Bereichen: Schulsysteme sind uneinheitlich und es wird nichts unternommen, Gesundheitsvorsorge wird zurück gestellt, statt dessen die Pflege intensiviert. Immer mehr Gesetzesänderungen werden uns untergejubelt.

Als gesetzlich Versicherte, in meinem Fall Hausfrau ohne Einkommen, muss ich mich „freiwillig“ mit einem Minimum von 220 Euro/Monat kranken-/pflegeversichern. Wen finanzieren wir da noch alles mit? Ich gehe nicht jeden Monat zum Arzt. 
Wie kann denn eine gesetzlich vorgeschriebene Versicherung freiwillig genannt werden? Irgendwie fühle ich mich an der Nase herum geführt. Warum kann ich nicht zum Arzt gehen und meine Rechnung bezahlen wie überall?

Ich möchte eine Gesundheitsvorsorge nach meinen Maßstaben, dazu gehört, alles was als Bio deklariert ist, sollte normal sein. Jeder sollte seinen Beitrag dazu tun mit gesunder Ernährung, Bewegung, ausreichend Schlaf, wenig Stress, sich von Suchtpotentialen fern halten etc.

Ich verzichte seit einigen Monaten komplett auf Kaffee und mir gehts prima. In seltenen Fällen gibts einen Espresso. Ansonsten trinke ich nur noch gerösteten Dinkelkaffee direkt von der Stadtmühle Geisingen, kann ich sehr empfehlen und selbst gemahlen ein Duft nach Kakao. Achtung *Werbung* 😉

 

Wenn das so weiter geht, ist Deutschland am Ende mit all seinen bürokratischen Hürden und unsinnigen Gesetzen.


Vielen Dank fürs Lesen und bleiben Sie mir wohl gesonnen!

Maren Martini